Wenn du heute nach Feldkirch kommst, siehst du auf einer Anhöhe die Schattenburg. Unter ihr liegt in einer geschützten Talmulde der alte Teil der Stadt Feldkirch.
Hier kamen schon vor alter Zeit die Wege zusammen, die vom Bodensee über das Gebirge nach Italien und von der Schweiz nach Tirol führten. Vor etwa 800 Jahren bauten die Montforter Grafen auf einer Höhe über der Ill eine Burg. Am Fuße der Burg stellten die Bauern und Handwerker ihre Häuser eng zusammen. Damals kamen oft Feinde ins Land. Die Menschen mussten sich vor ihnen schützen. Sie bauten daher eine feste Mauer um ihre Häuser. Vor dieser Stadtmauer gruben sie einen tiefen Graben. Durch diesen leiteten sie Wasser aus der Ill. Damit die Feldkircher ihre Stadt besser verteidigen konnten, bauten sie in die Stadtmauer auch den Katzenturm und an der Ill den Pulverturm, den Wasserturm und den Diebs- oder Hirschturm. In die Stadt konnte man nur durch Tore gelangen. Diese wurden über Nacht geschlossen. Wenn Feinde in der Gegend waren, zogen die Torwächter auch noch die Zugbrücken am Stadtgraben hoch. Von den vier Toren stehen heute noch das Mühletor und das Churer Tor. Durch das Churer Tor führte die Straße über die alte Heiligkreuzbrücke zur Stadt Chur. Das Bludenzer Tor unter der Schattenburg und das Bregenzer Tor bei der Pfarrkirche wurden vor nicht allzu langer Zeit abgebrochen damit man breitere Straßen bauen konnte. Der Stadtgraben wurde zugeschüttet.
In der Mitte der alten Stadt lag der Marktplatz mit der Johanneskirche. Früher gab es noch keine Geschäfte. In der Stadt lebten Bauern und Handwerker. Die Bauern hatten ihre Felder vor der Stadtmauer. Die Handwerker machten ihnen die Geräte für ihre Arbeit. Zur Verteidigung der Stadt brauchten die Bürger Waffen. Diese mussten die Schmiede in der Schmiedgasse und die Schlosser in der Schlossergasse anfertigen. Was die Bauern und Handwerker nicht selber erzeugen oder machen konnten, kauften sie von den Händlern. Das Marktrecht der Stadt forderte, dass jeder durchziehende Händler seine Waren auf dem Marktplatz feilhalten musste. Die Kaufleute brachten ihre Waren auf Pferden und mit Fuhrwerken von weit her. In der Stadt gab es für sie Gasthäuser mit großen Ställen, in denen sie ihre Pferde und Waren einstellen konnten.
In unserem Land gab es kein Salz. Damit das Salz über den Winter und in Kriegszeiten nie fehlte, ließ der letzte Montforter, Graf Rudolf IV, neben dem Churer Tor einen großen Salzstadel bauen. Hier wurde das Salz gelagert und gehandelt. Rudolf IV wurde auch der gute Graf genannt, weil er ein großer Wohltäter der Stadt Feldkirch war. Er gab den Bürgern das Recht, dass sie ihre Stadt selber verwalten und regieren durften. Sie durften auch eigene Richter wählen und in Streitigkeiten selber Recht sprechen. Dies alles war in einem eigenen Stadtrecht verbrieft. Die Feldkircher bauten sich neben dem alten Stadtspital ein schönes Rathaus, wo ihre Ratsherren Besprechungen abhalten konnten.
In der alten Stadt war vieles anders als heute. Es gab keine Schulen. Die Kinder konnten nur lernen, was ihnen die Eltern zeigten oder was sie ein Meister lehrte. Es konnte daher fast niemand lesen und schreiben. Erst später errichteten die Bürger eine Stadtschule. Es gab noch kein elektrisches Licht. In den Häusern wurden Öllichter, Talglichter und Kienspäne angezündet. In den Küchen standen Holzherde, und der Rauch zog durch offene Kamine ab. Damit kein großes Feuer ausbrechen konnte wanderte der Nachtwächter die ganze Nacht durch die Stadt. Er mahnte die Leute jeden Abend, Feuer und Licht gut zu verwahren. Es gab auch keine Wasserleitungen zu den Häusern. Die Frauen mussten das Wasser in Kübeln an den fünf großen Brunnen der Stadt holen.
Die Feldkircher ließen zur Ehre Gottes eine große Kirche errichten. Meister Hans Sturn aus Göfis baute ihnen die schöne Pfarrkirche, die dem heiligen Nikolaus geweiht wurde.
Später wurden in Feldkirch mehrere Schulen errichtet. Damit auch arme Kinder aus abgelegenen Gemeinden im „Studierstädtle“ studieren konnten, bekamen sie umsonst Kosttage bei Feldkircher Familien.